Am Runden Tisch Demenz (RTD) treffen sich regelmäßig VertreterInnen ambulanter und stationärer Senioreneinrichtungen, der Stadt Mülheim, der Pflegekassen, engagierte BürgerInnen und Betroffene sowie VertreterInnen der Alzheimer Selbsthilfe auf Einladung der Alzheimer Gesellschaft Mülheim an der Ruhr e.V., Selbsthilfe Demenz. Die außerordentliche Arbeitseffizienz des Runden Tisches ergibt sich aus der Nähe zur Lebenswelt. KollegInnen, die der Demenzproblematik täglich praktisch begegnen, Betroffene, Angehörige und engagierte BürgerInnen gewährleisten, dass sich die Inhalte stets an der Lebensrealität und den Arbeitsbedingungen orientieren. Auch das Demenz-Servicezentrum Region Westliche Ruhrgebiet (DSZ) ist seit 2010 Unterstützer und wichtiger Impulsgeber beim Aufbau und der Entwicklung des RTD. Der Austausch mit KostenträgerInnen und der Stadt Mülheim hat hier insbesondere, was das Bekenntnis in der "Dialog Offensive Pflege" bezüglich der Menschenwürde angeht, eine hohe Qualität.
Zur Geschichte des Runden Tisches Demenz
2011
2011 erstellte der RTD eine Angebotsübersicht aller Hilfen für Menschen mit Demenz (MmD) in Mülheim, mit dem Schwerpunkt auf der Belastungssituation pflegender Angehörige, die eine intensive und individuelle Beratung erfordert. So entwickelte sich die Überzeugung, dass zur Verbesserung der häuslichen Situation für die Erkrankten und deren Angehörigen das Bereithalten "neuer" Angebote wichtig sei. Da die meisten MmD von Angehörigen zu Hause gepflegt werden, erschien es dringend, für beide Parteien ein passgenaues Unterstützungsangebot zu schaffen. Die vielfältig vorhandenen Angebote verschiedener AnbieterInnen waren unter anderem der Auslöser, sich zusammenzuschließen, um MmD eine "konkurrenzlose" Hilfe zu gewähren. Ergebnis des Prozesses war die "Freiwillige Selbsterklärung: Demenz braucht keine Konkurrenz ". Beim Welt-Alzheimertag (WAT) 2011 präsentierten sich die Mitglieder des Runden Tisches erstmalig an einem Infostand und verzichteten weitgehend auf Marketinginstrumente ihrer Einrichtungen.
2012
2012 erfasste der RTD in einer Befragung die ambulante Versorgung mit Alltagsbetreuung unter dem Gesichtspunkt der Leistungsvielfalt und Qualitätssicherung. Der WAT 2012 in der Evangelischen Familienbildungsstätte stand im Fokus dieses Themas, weil viele Betroffene das Angebot bis dahin nicht erreichte. In Workshops konnten Erkrankte und Angehörige ausprobieren, was Betreuung "kann". Flankiert wurde die Veranstaltung von hochkarätig besetzten Vorträgen.
2013
2013 lud die Alzheimer Gesellschaft gezielt stationäre Alteneinrichtungen zur Mitarbeit beim RTD ein und stieß auf großes Interesse. Ab Frühjahr tagte der RTD reihum in den Altenheimen unterschiedlicher Trägerschaft, die so die Gelegenheit bekamen, sich vorzustellen und Unterstützungsbedarfe zu melden. Der persönliche Kontakt von AnbieterInnen, KollegInnen, Angehörigen und NutzerInnen der Angebote entwickelte so eine von Kooperationsbereitschaft geprägte Kommunikationsebene. Beschwerden oder Schwierigkeiten, nicht nur in der stationären Versorgung, erreichen die direkten AnsprechpartnerInnen seitdem und lassen sich auf informeller Ebene rasch lösen. Auch die Kommunikation "konkurrierender" Einrichtungen, Pflegedienste und KostenträgerInnen ist von der Problemorientierung der Demenzversorgung gekennzeichnet. Beim WAT 2013 präsentierte der RTD die Zusammenarbeit in den Stadtteilen. Stationäre, teilstationäre und ambulante Versorgungs- und Beratungseinrichtungen standen nach Quartieren orientiert gemeinsam an einem Stand, um über Angebote und Schnittstellen zu informieren. Hier wurde noch einmal die Bedeutung der Dienstleisterschulung im Einzelhandel und Bankwesen deutlich. Bei der Sparkasse Dümpten und dem Edeka Markt Kels stießen diese nicht nur bei den TeilnehmerInnen, sondern auch bei den KollegInnen auf großes Interesse. Alle zeigten sich von der Vielfalt und der Lebendigkeit der Mülheimer Angebote beeindruckt.
2014
2014 befasste sich der RTD mit dem Thema "Demenz im Krankenhaus". Die stationäre Behandlung ist für Demenzerkrankte fast immer eine Katastrophe, da sie nicht nachvollziehen können, was mit ihnen geschieht. Sicherheit, Bezugspersonen und gewohnte Umgebung werden gegen eine Angst verursachende Struktur, die sich dem medizinischen Versorgungsbetrieb unterordnet, getauscht. Ergebnis dieses Prozesses war der Dialog mit dem St. Marien-Hospital Mülheim. Bei einem Treffen im Krankenhaus wurde unter hochrangiger Präsenz der Trägerin "Contilia Gruppe" der Gesprächsbeginn für eine Versorgungs-Verbesserung gesetzt. Zum WAT 2014 fand eine intensive Auseinandersetzung in einem Workshop für KollegInnen der Alltagsbetreuung statt, die auf großes Interesse stieß.
2015
2015 stellte der RTD die Auseinandersetzung das Thema "Herausforderndes Verhalten" in den Fokus und organisierte dazu zwei Workshops mit dem Motto "Gemeinsam (feiern) und leben", das sich auch in einer Tanzveranstaltung anlässlich des WAT 2015 zeigte. Bisher erarbeitete Themen wie ambulante Versorgung , stationäre Versorgung , Alltagsbetreuung , Schulung von DienstleisterInnen und Nachbarschaften und Demenz im Krankenhaus werden zukünftig von ThemenpatInnen im Auge behalten und immer wieder zu Arbeitsschwerpunkten führen.
2016
2016 gelang es dem RTD mit Unterstützung des DSZ und des Verlags an der Ruhr erstmalig, einen "Wegweiser Demenz" für die Stadt Mülheim herauszugeben und zum WAT 2016 eine Veranstaltungswoche zum Thema Demenz in seiner Vielfalt zu veranstalten. Von Filmvorführungen über das gemeinsame Kochen bis hin zum Fachvortrag im Krankenhaus breiteten die Mitglieder des RTD eine bunte Palette an Möglichkeiten aus, sich dem Themenfeld zu nähern. Die Woche gipfelte in einer zentralen Veranstaltung in der Mülheimer Fußgängerzone, bei der sich nicht nur die Einrichtungen präsentierten, sondern auch zwei Ärzte sich zu einer offenen Sprechstunde bereithielten, die regen Anklang fand.
2017
2017 nahmen sich die Mitglieder des RTD vor, gezielt auf die Mülheimer HausärztInnen zuzugehen, um sie für das Thema zu sensibilisieren und über Unterstützungsmöglichkeiten und Angebot zu informieren. HausärztInnen haben als oft langjährig betreuende Vertrauenspersonen eine besondere Bedeutung bei der Diagnostik und der Unterstützung der Betroffenen und Angehörigen. Ihre Nähe und Beziehung zu den PatientInnen ist insbesondere zu Beginn, wenn die Erkrankung sich gerade manifestiert hat, wichtig, auch um Zugänge zu nichtmedizinischer Beratung, Unterstützung und Entlastung für die Betroffenen zu ebnen und zu erleichtern. Flächendeckend wurde eine Handreichung der Demenzservicezentren zum „Umgang mit Menschen mit Demenz in der Arztpraxis“ verteilt. Per Anschreiben, aber auch über persönliche Ansprache, wurde der Kontakt zum Docnet Mülheim aufgenommen. Die Alzheimer Gesellschaft und die Mitglieder des RTD sehen in der Zusammenarbeit noch Entwicklungsmöglichkeiten und werden sich auch zukünftig entsprechend einbringen.
2018
2018 war die Versorgung und Begleitung von Menschen mit Demenz am Lebensende Themenschwerpunkt: Wie und wo wollen MmD sterben, was brauchen sie, was tut gut, was benötigen Angehörige in dieser schweren Zeit, wer hilft weiter? In Fachvorträgen durch MedizinerInnen und Palliativfachkräfte und einem Workshop für AlltagsbetreuerInnen, die ja aufgrund der vielen Zeit, die sie mit Betroffenen verbringen, eine besonderes Bindung zu den Sterbenden haben, wurden mit Unterstützung des Ambulanten Hospizes diese Fragestellungen aufgegriffen und thematisiert. Greifbar wurde das Thema Sterben und Leben auch im ökumenischen Gottesdienst für MmD, der erstmalig in der Osterzeit stattfand. Dieses Angebot, entwickelt und realisiert von geistlichen Mitarbeiterinnen der beiden großen christlichen Konfessionen und von Engagierten in der Arbeit mit MmD, stieß auf große Resonanz und findet im Herbst zum Erntedank und zur Weihnachtszeit seine Fortsetzung.
Für die Alzheimergesellschaft: Peter Behmenburg